Lisa und ihre vierbeinigen Co-Trainer*innen unterstützen Menschen dabei, individuelle Ziele zu definieren und die eigenen Grenzen zu sprengen.
weiterlesenDas Navi führt mich vorbei an grünen Feldern, dichten Kiefernwäldern und über das Ziel hinaus. Denn der Pferdehof, auf dem ich mit Lisa Kießling verabredet bin, liegt so abgeschieden mitten im Wald, das die moderne Technik erstmal keine Chance hat. Beim zweiten Anlauf klappt es dann und ich parke außerhalb des Geländes, belade mich mit meiner Fotoausrüstung und werde dann am Tor von der sympathisch strahlenden Lisa persönlich in Empfang genommen. Wir gehen vorbei an der ersten Koppel, wo ich meine Sachen unter einem großen, alten Baum im Schatten abstelle. Aus dem Hintergrund beobachten uns aufmerksam zwei hochgewachsene Hunde.
Einige Schritte weiter setzen wir uns in die wärmende Sonne vor das Stallgebäude, in dem Lisa ihr Pferd eingemietet hat. Dort warten schon zwei Becher Latte Macchiato auf uns, die Lisa vorsorglich vom Bäcker mitgebracht hat. Perfekt!
Die studierte Pädagogin Sp. Psychologie gerät direkt ins Schwärmen, als sie beginnt, von ihrer Berufung zu sprechen. Denn sie arbeitet unterstützt von Pferden als Coach mit einzelnen Personen und mit Gruppen von zwei bis zwölf Teilnehmer*innen. Ihre Seminare dauern in der Regel zwei bis drei Tage, finden an verschiedenen Orten und mit wechselnden Pferden statt. Lisa legt dabei großen Wert auf gegenseitige Achtung und Respekt.
Inhaltlich geht es unter anderem um Unternehmensführung, Personalmanagement und Team-Building.
Die Pferde haben dabei mehrere Aufgaben, wie ich nach unserem Einführungsgespräch direkt auf der Koppel selbst feststellen darf. Dort stellt mir Lisa ihr Pferd „Lori“ von weitem und noch ungefähr sieben weitere Pferde vor. Einige Meter entfernt von ihnen bleiben wir stehen und beobachten die Herde. Lisa gibt mir immer wieder kleine Impulse worauf ich besonders achten kann und stellt mir Fragen zum Verhalten der Pferde und welche Absichten ich dahinter vermute. Nachdem mir Lisa dann die feinen Wesensmerkmale und Verhaltensweisen der einzelnen Tiere in der Herde erklärt, muss ich feststellen, dass ich, trotz einer Phase als Kind, in der ich viele Pferde gezeichnet habe, erstaunlich wenig über diese faszinierenden Tiere wusste. So konnte ich beispielsweise nicht deuten, das der Chef der Herde derjenige ist, der sich schützend vor seine Lieblingsstute gestellt hatte. Auch war mir entgangen, dass eines der Pferde direkt bei unserer Ankunft gemächlich das Weite gesucht hatte. Das ist der Späher, der permanent das Umfeld im Auge behält und warnt, sollte Gefahr drohen.
Mit dieser Analyse der Pferde und deren Gruppendynamik starten oft auch Lisas Coachings. Dabei geht es ihr vor allem um das Sozialverhalten ihrer menschlichen Teilnehmer*innen – wie emphatisch sie sind, wie aufgeschlossen sie sich in die Situation begeben oder wie kommunikativ beziehungsweise unkommunikativ sie mit den Pferden, Ihren Kolleg*innen oder Partner*innen agieren. Diese Beobachtungen bilden für Lisa den Grundstein für ihre spätere Arbeit mit den einzelnen Coaching-Teilnehmern. Auch dabei geht es um Analyse, Selbstbeobachtung, Wahrnehmung und die Tatsache, einfach mal raus zu sein – raus aus dem Büro, raus aus dem Anzug, raus aus der Stadt und den gewohnten Handlungsmustern und andererseits mittendrin in einer ganz anderen, neuen Situation, und was das mit einem macht.
Im weiteren Verlauf der Seminare, geht Lisa gemeinsam mit den Pferden und ihren Teilnehmer*innen auf die Koppel. Ich durfte es selbst ausprobieren und war im Rondell mit Lisa und Ihrem Loredamus, den sie liebevoll Lori nennt und den sie über verschlungene Wege Anfang 2019 aus einer misslichen Lage gerettet und nach Hause in die Lausitz geholt hat. Zuerst habe ich mich kaum heran gewagt an dieses große, schöne Tier, doch nach kurzer Gewöhnung aneinander, wollte Lori mir gar nicht mehr von der Seite weichen, was sehr rührend für mich war. Gemeinsam im Kreis laufen war gar kein Problem und auch sein neckendes, zartes Schubsen fand ich sehr bezaubernd. Herausfordernd wurde es allerdings, als Lisa mich bat, Lori zum rückwärts Laufen zu bewegen. Daran bin ich grandios gescheitert und habe mir vorgenommen die beiden bald wieder zu besuchen um einen neuen Versuch zu starten.
Aus dem gemeinsamen Agieren von Mensch und Tier leitet Lisa direkte Fragen ab, die sie offen mit den einzelnen Teilnehmern bespricht, um somit eventuelle psychische Blockaden oder Ängste aufzuspüren und diese idealerweise zu lösen. Schon oft ist es Lisa mit Hilfe ihrer Coachings gelungen, Unstimmigkeiten in Teams oder Familien auf den Grund zu gehen und diese zu entspannen. Sie hilft auch Führungspersonen dabei, besser auf deren Kolleg*innen einzugehen um dadurch nachhaltiger und effizienter miteinander arbeiten zu können.
Man merkt, dass Lisa schon viele Jahre lang intensiv Zeit mit Pferden verbracht hat, denn sie ist unglaublich locker und natürlich im Umgang mit ihnen.
Ihr erstes eigenes Pferd beispielsweise bekam sie mit Sechs Jahren, davor waren schon Esel ihre alltäglichen Begleiter und später finanzierte Lisa ihr Studium, indem sie Reitstunden gab.
Wenn es allerdings darauf ankommt, hat sie die nötige Festigkeit und Stärke, die Tiere in die Schranken zu weisen und das vor allem mit Körpersprache, ohne die Stimme zu erheben. Davon bin ich schwer beeindruckt, nachdem ich feststellen durfte, wie schwierig das ist.
Wenn auch Ihr Lisa, ihre Pferde und vielleicht auch euch selbst besser kennenlernen möchtet, empfehle ich Euch, ein Seminar bei ihr zu buchen. Weitere Informationen dazu findet Ihr auf ihrer Seite www.animalact.de.