Dietlind Loos

Kaffeerösterin mit Herz und Seele

In der vielleicht kleinsten Rösterei Brandenburgs röstet und verkauft Dietlind Loos köstlichen Kaffee.

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Beitrag vom 
09
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08
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2020

Zentrumsnah und doch von dörflichem Charme geprägt ist die Nachbarschaft der kleinen Kaffeerösterei von Dietlind Loos in Elsterwerda. Obwohl sie regulär mittwochs geschlossen hat, sind mein Mann und ich heute zu einer exklusiven Schauröstung eingeladen.

Im Schatten einer großen alten Eiche, von denen unzählige Vögel lautstark zwitschern, parken wir direkt vor der Rösterei. Nach dem Läuten dauert es einen Moment bis uns eine herzliche, schlanke Frau öffnet und uns freudig begrüßt – Dietlind Loos.

Die Hingabe für Kaffee merkt man gleich beim Betreten des kleinen Vorraums, in dem große Jutesäcke frischer, grüner Kaffeebohnen lagern. Das ist nur ein Bruchteil, denn Dietlind hat ständig bis zu dreizehn verschiedene Sorten Rohkaffees vorrätig. Dabei hat jede Kaffeeart ihre ganz eigenen Merkmale, die sich in Farbe, Form und Größe der Bohne und letztlich im Aroma nach der Röstung unterscheiden.

Ihren Rohkaffee bezieht Dietlind aus verschiedenen Ländern in Südamerika und Asien. Besonders stolz berichtet sie von den Bohnen der Nasa-Indianer*innen in Kolumbien, den sie im Direktimport kauft. Die Nasa leben sehr abgeschieden auf etwa 2000 Metern über dem Meer und bauen ihren Kaffee ökologisch an. Die Kaffeepflanzen werden von den Indianer*innen nicht verschnitten, daher wachsen sie zu richtigen Bäumen heran und werden 40 – 60 Jahre alt, was im industriellen Anbau nicht üblich ist.

Gleich im Nebenraum, der unwesentlich größer ist als der Vorraum steht das Herz der Rösterei – der Trommelröster von Probat, in dem Dietlind bis zu 5 kg Kaffeebohnen verarbeiten kann. Während er aufheizt, erklärt uns Dietlind in einer kurzen Einleitung, was uns gleich erwartet. Im Hintergrund trifft ihr Mann Wolfgang bereits einige Vorbereitungen. Er unterstützt Dietlind heut, damit sie sich voll und ganz auf das Rösten, ihre Erklärungen und meine Kamera konzentrieren kann. Für gewöhnlich arbeitet sie allein am Röster.  

Und dann geht es auch schon los. Ein Eimer mit rohen, grünen Bohnen ist bereits vorbereitet. Die Menge ist dabei genau abgemessen und muss präzise dokumentiert werden, da Kaffee sehr strengen Zollauflagen unterliegt.

Bei einer Starttemperatur von 200 Grad Celsius gibt Dietlind die rohen Bohnen oben in die Rösttrommel, in der sie dann sofort zu wirbeln beginnen, da sich die Trommel dreht. Die Rotation ist erforderlich, damit die Bohnen nicht am heißen Metall des Rösters verbrennen, sondern permanent in Bewegung bleiben.  Dietlind verfolgt den Temperaturanstieg und notiert alle paar Minuten Zeit- und Temperaturangaben um den Verlauf der Röstung genau zu erfassen. Zwischendurch zieht sie immer wieder ein kleines Rohr, den Probenzieher, aus der Trommel, um die Veränderung der Bohnen nach Duft und Farbe zu bewerten. Von Grün über Goldgelb, hin zu einem hellen Braun dauert der Röstvorgang circa 15 Minuten. Auch der Duft wandelt sich sehr stark. So geht es vom frischen, leicht grasigen Aroma über geröstete Nüsse hin zu einem kakaoartigen Bouquet. Gegen Ende riecht es fast schon verbrannt, was allerdings völlig normal ist, bei solch hohen Temperaturen.

Plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen, warnt Dietlind mich vor, dass es gleich sehr schnell gehen muss. Jetzt kann ich mich für ein Foto vom Auslassen des Kaffees in eine gute Position bringen.

Und tatsächlich geht es sehr rasant, als Dietlind im erfahrungsgemäß richtigen Moment eine große Klappe vorn an der Trommel öffnet und die heißen, dunkelbraunen Bohnen herausfallen. Sie landen in einem großen Kühlsieb, wo sie wiederum bewegt werden um in der Raumluft schnell abzukühlen. Wenig später hält uns Dietlind eine kleine Duftprobe unter die Nase. Ganz gegen meine Erwartung riecht es nicht nach frischem Kaffee. Dietlind erklärt, dass der Kaffee erst seine Gase abgeben muss und sich der Kaffeeduft erst mit der Zeit einstellt. Kaffee braucht etwas Zeit zum „Reifen“ ähnlich wie Wein. Ich kann nicht widerstehen und nehme einige Bohnen zum Kosten. Sie sind wunderbar knackig und unglaublich lecker.

Ihre verschiedenen Kaffees verkauft Dietlind in den gängigen Formaten 250 und 500 Gramm als Bohne oder gemahlen. Sie sind erhältlich im eigenen Online-Shop und in einigen Geschäften in und um  Elsterwerda. Auch Großkund*innen beliefert sie in größerer Auflage, gern auch als eigens kreierte Hausmarke.

Sie experimentiert außerdem mit den verschiedenen Sorten und der Dauer der Röstung, um je nach Zubereitungsart wie beispielsweise Espresso oder Filterkaffee immer neue aromatische Feinheiten zu erzielen.

Weitere Informationen über Dietlind Loos und ihre zahlreichen Kaffeesorten findet Ihr unter: www.kaffeeroesterei-loos.de

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