Pia Kahle

Familientradition in sechster Generation

In ihrer Backstube trifft traditionelles Handwerk auf moderne Energiegewinnung.

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Beitrag vom 
11
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08
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2019

Mein Wecker klingelte heut morgen um 4:40 Uhr. So früh stehe ich sonst selten auf. Doch das ist gar nichts – Pia Kahle (geb. Förster) steht um diese Zeit schon seit fast fünf Stunden in der Backstube. Als ich kurz nach 6 Uhr im lauschigen Örtchen mit dem märchenhaften Namen Haselbachtal ankomme, hat sie somit gerade den Großteil ihrer Schicht hinter sich.

Es duftet nach frischen Brötchen und die Theke ist schon voll bestückt mit den verschiedensten Leckereien. Das erledigen die Verkäuferinnen, die in der Feinbäckerei Förster zum Teil seit 20 Jahren angestellt sind. Mittlerweile ist die gesamte Belegschaft weiblich. Nur Pia Kahles Ehemann kümmert sich um alle handwerklichen Belange im Betrieb.

Im hinteren Teil des Hauses befindet sich die Backstube mit großen Teigrührmaschinen und viel Arbeitsfläche zum Formen der Brote und Brötchen und zum Vorbereiten der Kuchen und Torten.

Ungefähr 500 Semmeln stellen Pia Kahle und ihre Gesellin in einer Schicht her. Das ist sehr beeindruckend, denn jede Semmel wird von Hand gerollt und zusammengefügt. Bei knapp zwanzig Jahren Berufserfahrung ist das ein routinierter Arbeitsschritt. Nach dem Formen kommen die Semmeln auf ihren Holzschiffchen für einige Zeit in den warmen Garraum, bevor kurz vor sieben Uhr nochmal eine Ladung bei ca. 250 Grad für 18 Minuten in den Ofen geht.

Fast so groß wie ein eigener Raum ist dieses Herzstück der Bäckerei. Der moderne Backofen mit 4 Einschüben, der mit Öl beheizt wird, trägt mit seiner Abwärme zur Energieeffizienz der Bäckerei bei, welche Familie Kahle seit vielen Jahren ein großes Anliegen ist. So wird die Hitze, die beim Backen entsteht, über eine Abgaswärmerückgewinnungsanlage nutzbar gemacht. Das gesamte Dach des Hauses ist seit dem Jahr 2000 mit Solarpanels bedeckt und zusätzlich stehen drei große Solarkollektoren auf dem Grundstück, die den Lauf der Sonne verfolgen. Seit Jahresanfang 2011 nutzt die Familie außerdem eine Wärmepumpenanlage, welche Energie aus dem Haselbach gewinnt, der direkt an der Grundstücksgrenze verläuft. Die gewonnene Energie erwärmt die Heizung und das Brauchwasser, von dem in der Bäckerei jede Menge benötigt wird.

Bei einem lauwarmen Stück Rhabarberkuchen und einer Tasse frischen Kaffees, darf ich durch ein großes Fotoalbum blättern, welches die vielen Umbaumaßnahmen der letzten Jahrzehnte auf dem Weg zur Energieeffizienz und einige Einblicke in die Betriebsgeschichte zeigt. Pia Kahle leitet den Familienbetrieb mittlerweile in der sechsten Generation. Sie hatte ihn vom Vater übernommen, als dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, täglich in der Backstube zu arbeiten. Ursprünglich tätig bei der Sparkasse, sattelte Frau Kahle mit Anfang 30 auf das Bäckerhandwerk um und legte anschließend die Meisterprüfung ab, um den Familienbetrieb weiterführen zu können. Auch vor ihr gab es bereits eine leitende Frau im Betrieb. Lisbeth Lähner (geb. Förster) führte von 1951 an den Betrieb als Bäckermeisterin, da keiner ihrer Brüder aus dem Krieg zurückgekehrt war.

Unter www.feinbacken.de könnt Ihr einen eigenen Eindruck des Familienbetriebs und des Bäckerhandwerks gewinnen.


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