Franziska Matz

Wolle färben, aber natürlich!

Franziska Matz färbt zarte Wolle mit traditionellen Naturfarben und verkauft diese und mehr im eigenen Onlineshop.

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2019

Eine Stunde Richtung Süden führt es mich nach Hochkirch zu Franziska Matz, die im letzten Haus einer kleinen Anliegerstraße direkt am Feldrand mit ihrer Familie lebt und arbeitet. Gemeinsam mit ihrem Ehemann bauen sie hier bereits ihr zweites Heim aus. Denn beide sind Rückkehrer und haben nach zehn Jahren in Baden-Württemberg, inklusive Familienplanung, Hauskauf und Festanstellung in sicheren Berufen 2018 den Weg zurück in die Heimat angetreten, weil das Heimweh sie übermannt hat. Jetzt haben sie viel Platz und die Kinder wachsen im Grünen und nah bei den Großeltern auf.

Noch leben sie auf der Baustelle, da kaum Zeit bleibt für den Ausbau. Denn was für Franziska 2012 als Hobby begann und sich seit der Elternzeit 2013 zu einer großen Leidenschaft entwickelt hat, ist mittlerweile ein Vollzeitjob – das Stricken. Jedoch strickt sie nicht einfach nur. Sie färbt Wolle selbst, entwirft eigene Stücke, schreibt dazu Strickanleitungen in allen Größen und verkauft all das in ihrem eigenen Onlineshop. Sehr von Vorteil dabei ist, dass sie ursprünglich BWL studiert hat und somit die unternehmerischen Grundlagen besitzt. Außerdem liebt sie Zahlen und Excel-Tabellen, sagt sie, was beim Schreiben der Strickanleitungen und der Organisation all ihrer Produkte im Onlineshop sehr hilfreich ist.

Ihr helles, kleines Büro ist gleichzeitig Mini-Fotostudio und Lager, wo ich gleich die ersten farbigen Garne bewundern kann. Es geht querbeet über den ganzen Regenbogen, meist leicht meliert, was das natürliche Material mit sich bringt. Im Raum nebenan verbirgt sich die Färberküche, wo sie acht Färbe- und drei Beizplätze eingerichtet hat. Das ist der Ort, wo die Magie, oder besser Chemie, geschieht.

An einem Knäuel Merinowolle zeigt mir Franziska exemplarisch, wie sie mit Indigo färbt. Dieser Farbstoff wurde bereits im Altertum vor circa 6000 Jahren unter anderem aus der Indigopflanze gewonnen. Mittlerweile werden die tiefblauen, kristallinen Pigmente auch industriell hergestellt. Da diese nicht wasserlöslich sind, benötigt man für die Färbung mit Indigo ein Reduktionsmittel, welches dem Wasser Sauerstoff entzieht, die Farbpigmente chemisch verändert und dadurch ermöglicht, dass diese nachher an den Wollfasern haften. Früher verwendete man dafür Urin. Franziska nutzt heute Natriumdithionit. Sie gibt es zusammen mit Wasser und einer kleinen Hand voll Indigo-Kristalle in einen Messbecher, rührt gut um und Schaum auf der Oberfläche zeigt an, das die Pigmente gelöst sind und die Färbung beginnen kann. Dazu gibt sie die Mischung aus dem Messbecher in einen großen Topf mit heißem Wasser, den sie vorher angesetzt hat, versenkt das Garn darin und rührt immer wieder mit einem Holzlöffel vorsichtig um. Nach 20 - 45 Minuten im heißen Farbbad entnimmt Franziska das Garn, wringt es vorsichtig aus und hängt es dann zum Trocknen nebenan auf eine Leine. Der Sauerstoff aus der Luft reagiert dabei, teilweise auch schon vorher während des Färbens im Topf, mit den Farbmolekülen und es entsteht wieder Indigo. Sobald das Garn getrocknet ist, strahlt der blaue Farbton kräftig und hält dauerhaft und fest an den Fasern.

Das Rohmaterial für ihre kleine Färberei bezieht sie aus verschiedenen Quellen. Ihre Merinowolle beispielsweise wird in Südamerika, und das Alpakagarn direkt im Nachbarort auf einer kleinen, lokalen Alpaka-Farm produziert.

Die Farben, die Franziska verwendet, sind natürliche Farben auf Basis von Blättern, Wurzeln und Blüten der traditionellen Färberpflanzen. Außerdem färbt sie mit Cochenille, welches man auch unter dem Namen Karmin kennt sowie Lac Dye. Bei beiden handelt es sich um Färberlacke in Rottönen, die aus Lackschildläusen gewonnen werden. Und wie schon erwähnt nutzt Franziska Indigo zum „Blau machen“.

Da sie sich mittlerweile auf Ihre Erfahrungswerte beim Mischen der Farben verläßt und nicht auf grammgenaue Rezepturen setzt, entstehen immer neue Farbtöne und Nuancen, die nicht eins zu eins reproduzierbar sind. Wenn Ihr also ein großes Strick-Projekt mit den handgefärbten Garnen von Knitime plant, deckt euch mit einer ausreichenden Menge Wolle derselben Charge ein.

Um das Angebot abzurunden, hat Franziskas Ehemann Stefan einen Wollwickler aus Holz und Metallteilen konzipiert und baut diesen in der heimischen Werkstatt, je nach Kundenaufträgen in Kleinserie.

Mehr über die handgefärbten, weichen Garne, Strickanleitungen und Zubehör erfahrt Ihr unter www.knitime.de

Oder werdet Mitglied in Franziskas Facebookgruppe KniTime - Zeit für Wolle um immer auf dem Laufenden über neue Färbungen zu sein. Auch auf Messen und Märkten ist sie regelmäßig unterwegs.

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